Auf dem Dach

"Meinen Segen hättest du. Ich kann Clarisse eh nicht leiden...ich hab ein schlechtes Gefühl bei ihr...wenn sie einmal etwas vorhersehen würde, das ihr nicht passt, würde sie ihn sofort abschießen....ich meine...du siehst ja auch, aber du würdest noch normal reden und ihn nicht vor eine stehende Entscheidung stellen..."

"Danke...."Sie unterbrach sich selbst. Ihre Augen begannen zu leuchten.

Sie stand im Wald. Vor ihr kämpften Jack und Marcel ihr jährliches Duell, ein anderer Junge schaute zu.
Eine rothaarigen Frau erschien und unterhielt sich mit Jack.
Die Umgebung veränderte sich.
Die Frau und ein etwas jüngerer Mann unterhielten sich. Beim Anblick des Mannes schauderte sie.
Wieder wechselte der Raum.
Sie sah die Frau durch einen düsteren Gang stöckeln, einen Gang mit Zellen zu beiden Seiten.
Sie spürte Schmerz, großen Schmerz.

Sie sackte zusammen. Sie war nicht auf eine Vision vorbereitet gewesen und diese hatte sie besonders mitgenommen...

kendra sah Meggie erschrocken an "Meg, alles ok? Das-das war doch eine Vision, oder? Was hast du gesehen?", fragte sie, alb neugierig, halb besorgt.

Sie hielt sich mit der Hand den Kopf und erzählte ihr dann bis ins kleinste Deteil, was sie gesehen hatte...

Kendra schwieg einige Momente. "Hast du eine Ahnung, wessen Schmerz es war? Und wann es passiert ist?"

"Ich konnte nur körperlichen Schmerz spüren... sen seelischen nicht. Aber ich gleube, dass der seelische noch viel schlimmer ist. Ich bin mir zwar nicht zu 100% sicher, aber ich glaube es war Lu..." Sie sah Kenni an und konnte sich schon denken worauf sie hinaus wollte. "Von Marcel weiß ich nichts... Aber es war nicht ein Gefühl dabei, von jemandem, der über einen Toten trauert..."

Kenni presste kurz ihre Lippen aufeinander. Keiner von den Verschwundenen war ihr wirklich egal. Marcel nicht, er war ja ihr Bruder. Lucie nicht, sie war eine ihrer besten Freundinen, Jack nicht, sie kam gut mit ihm aus auch Peter nicht, selbst wenn sie ihn kaum kannte. Es war sein erster Tag. Und Joon war ihr auch nicht egal.
Sie seufzte "Und was jetzt?"

"Ich weiß es nicht... Aber wir dürfen NIEMALS aufgeben. Wir werden sie wiedersehen. Das weiß ich."

"Das wir sie wiedersehen glaube ich ja auch", meinte Kendra. Nur nicht, ob es lebendig oder in einem sarg sein wird.

Meggie sah ihr in die Augen "Lebend!"

Kendra sah weg. Hoffentlich

"Ich bin mir sogar ziemlich sicher. In meiner Vision war auch noch ein klein bisschen Hoffnung. Und außerdem: Die Hoffnung stirbt zuletzt."

Ja. Sie stirbt zuletzt. Aber sie STIRBT. dachte Kendra. Sie ließ es aber unausgesprochen. "Was machen wir jetzt?"

"Wie wärs, wenn wir mal was essen gehen? Oder umziehen... Lezteres am besten zuerst..."

Kendra fuhr sich über ihre Augen. Sie wollte nicht wirklich weg, aber sie wusste, dass es keinen Sinn haben würde. Das einzige gute, das sie an der Situation finden konnte war, dass Jake ihr nun vollkommen egal war. "Ja...gut, von mir aus"

"Gut... gehen wir..." Meggie lief noch einmal schnell in den Schlafsaal, zog sich um und kämmte sich die Haare. Dann gingen sie hinunter in den Speisesaal.

Kenni und Meggie-------> Speisesaal

Schlafsaal der Mädchen der dritten Klasse -------> Virginia und Kendra

"Soo....also:", begann Kenni dann lächelnd, als die frische Luft durch ihre Haare strich - sie erwärmte die Luft um die beiden ein wenig, da sie nicht wollte, dass Virginia frieren musste "hier hast du einen tollen Überblick. Irgendwann mal haben sich hier oben immer die Pärchen getroffen, doch dann wurde es immer beliebter und als man nicht mehr wirklich alleine sein konnte, suchte man sich andere Plätze, aber dazu vielleicht später. Also...vor uns siehst du den Wald" sie deutete auf den Wald dann auf den See "Und das ist unser Schulsee...es gibt ein Mädchen in unserem Schlafsaal, das kann Wasserbändigen. Sie ist wirklich nett und sie wütend zu machen ist auf normalem Weg so gut wie unmöglich...na gut...sie ist keine Heilige...kommt darauf an mit wem man sie vergleicht....egal. Jedenfalls, wenn du je in die Situation kommen solltest, Streit mit ihr zu haben - halte dich dabei von diesem See fern! Das geht böse aus!" Dann blickte sie sich um "Das Gebäude da, in dem sind die Klassenzimmer. In dem da kommen unsere Lehrer unter und da drüben ist der Speisesaal, in dem heute Abend der Weihnachtsball stattfinden wird", erklärte sie dann weiter und deutete immer auf die entsprechenden Gebäude "und dort" wieder wechselte ihr Finger seine Richtung "Sind die Turnhallen in denen wir Kampfsport trainieren. Ich weiß nicht, ob du deinen Stundenplan schon hast...aber wenns ist kannst du ihn dir von mir abschreiben....so....das sollte eigentlich so ziemlich alles gewesen sein...noch irgendwelche Fragen?"

Kendra führte mich zuerst aufs Dach, was mich ein bisschen verwunderte da ich es gewohnt war das die Dächer für Schüler gesperrt waren, aber sie würde schon wissen was sie tat. "Nice View*" bemerkte ich nach ihrer Erklärung, hier oben war es wirklich schön und man konnte alles gut überblicken."Yes, I have my timetable already. No questions since now" meinte ich dann noch lächelnd.

*Schöne Aussicht
*Ja, ich habe meinen Stundenplan schon. Keine Fragen bisher

Kendra lächelte, erleichtert, dass Virginia in einer Sprache geblieben war. Sie fand es ziemlich kompliziert, wenn sich die Dialekte abwechselten und es war anstrengend, genau zu verstehen. "Möchtest du noch irgendwas speziell sehen? Denn soweit ist das eigentlich alles, was du kennen musst."

Ich lachte leicht als sie meinte das das hier eigentlich alles war was ich kennen musste. "Non proprio ... mi troverò già la mia strada.*" antwortete ich in einem schnellen italienisch und merkte nicht mal das ich wieder in was für Außenstehende kaum verständliches gewechselt war. Wohl zu früh gefreut was das "heute ist ein guter Tag wo ich weitestgehend Englisch spreche" anging

*Nicht wirklich...ich werd meinen Weg schon finden (italienisch)

"Äh...kannst du das nochmal wiederholen, bitte? Nur in einer...anderen Sprache", bat Kendra sie mit einem aufmunternden Lächeln.

Ich probierte es noch mal als klar war das sie nicht verstanden hatte. Nach 3 Versuchen hatte ich den gleichen Satz auf Finnisch, Afrikaans und Chinesisch wiederholt ohne das es so aussah als würde noch eine ihr verständliche Sprache rauskommen. Entschuldigend schaute ich sie an und meinte schließlich nach kurzem Schweigen auf einem schwer verständlichen australischen Englisch: "It hates me today...*"

*Es hasst mich heute

"Kein Problem...jeder hat mal gute und schlechte Tage...zum Beispiel mein Bruder. Wenn er schlecht gelaunt ist, dann rostet Metall in seiner Nähe....oder wenn ich einen schlechten Tag hab, strahle ich eine solche Hitze aus, dass niemand mehr neben mir sitzen will oder kann ... da sind dann locker 40 oder 50 Grad um mich rum....das kommt vor, du bist ja noch nicht ausgebildet....du kannst es auch mit französisch versuchen...das verstehe ich auch, nur, dass ich es nicht sprechen kann....und ein kleines bisschen Deutsch...aber das auch nur sehr brüchig...die Sprache liegt mir einfach nicht...aber naja" sie zuckte mit den Schultern und ließ sich auf dem Rand des Daches nieder.

Französisch...das könnte ich hinkriegen. Und sie musste es ja nicht sprechen, nur mich verstehen. "Le problème est que je ne sais pas quelle langue je parle juste pour moi parce que tout semble le même. Comme ma langue maternelle serait un mélange de toutes les langues, mais aucun d'entre eux.*" erklärte ich also und setzt mich neben sie an den Dachrand.

*Das Problem ist dass ich nicht weiß welche Sprache ich gerade spreche, weil für mich alles gleich klingt. Als wäre meine Grundsprache ein Gemisch aus allen Sprachen und doch keine davon. (französisch)

"Muss ziemlich deprimierend sein, wenn man es erst merkt, sobald man die verdutzten Gesichter des Gegenübers sieht....", sagte Kendra langsam. Mit französisch hatte sie keine Probleme, ihre Eltern hatten ihr schon als kleines Kind einen französischlehrer vor die Nase gesetzt, damit sie mehrsprachig aufwuchs.