Straße

"Nach Hause", schlug Nora halbherzig vor. Sie wusste, dass sie nicht auskommen würde und sich dieser Shoppingtour unterziehen musste. Vielleicht würde es mit Chris ja weniger schlimm sein.

"Ich meinte, welchen Laden werden wir uns zuerst vorknöpfen?"

"Keine Ahnung....ich kenn mich kaum aus. Für mich ist einer so gut wie der andere...oder so schlecht."

"Gut, dann folgst du einfach mir.",sagte ich grinsend.

Zur Anworte seufzte sie nur ergeben.

"Gehen wir.",sagte ich und zog sie hinter mir her.

Wenig begeistert ließ sie sich vorn ihm durch die Straße schleifen. Sie hatte shoppen gehen schon immer gehasst. Die meisten Klamotten hatte sie immer in einem Rutsch gekauft oder sich von ihrer Tante kaufen lassen, um das müselige Einkaufe nicht ertragen zu müssen. Doch nun konnte sie wohl kaum entkommen.

"Du wirst es schon überleben.", sagte ich grinsend.

"Ja, außer wenn ich vor Langeweile sterbe", murrte sie "Kommen wir auch irgendwann mal bei dem Laden an?"
Sie wusste, dass er sie bereits gut genug kannte, um ihrer reizbaren Art keine Beachtung zu schenke. Er wusste bereits, dass das meistens gespielt oder einfach nur eine Laune war und da diese ohnehin selten waren, fand er sich damit für gewöhnlich mit einem milden Lächeln oder einem kurzen Kommentar ab, der sie meist zum Lachen brachte.

"Wir kommen schon an.",sagte ich und blieb dann vor dem Laden stehen. "Siehst du, gar nicht so weit. Und du lebst ja noch."

"Ich bin letzte Nacht fast erstochen worden!", meinte sie und verdreehte die Augen "Und bin dabei nicht gestorben. Allerdings kanns sein, dass ich einen Nervenzusammenbruch krieg."

"Nein, denn dafür bin ich ja da.",sagte ich und hielt ihr die Tür auf. "Wenn ich bitten darf?"

"Du bist dazu da, das ich ihn am Ende noch kriege .... und zum Stressabbau", erwiderte Nora.

"Dank mir kriegst du ihn eben nicht, schließlich ist es gar nicht so schlecht, mit einem Psychologen unter einem Dach zu leben, oder?"

"DAS hab ich noch nicht entschieden", gestand sie.

"Dann solltest du das aber bald tun."

"sei lieber froh, dass ich solche Tatsachen verdränge...sonst könnte ich dir niemals vertrauen...", murmelte sie und sah sich bei den Kleidern um.

"OK, dann bin ich froh drüber.",sagte ich und hielt ihr ein dunkelgrünes Kleid hin.

"Zu eng und zu kurz", kommentierte sie nach einem einzigen Blick.

"Ich find es eigentlich sehr schön.",raunte ich ihr ins Ohr.

"Ja du", wisperte ich lächelnd "Aber du erwartest doch nicht von mir, in sowas zu einem Schulball zu gehn? ich bin 28...ich sollte mehr Stoff tragen."

"Na gut.",sagte ich. "Aber weniger Stoff finde ich eigentlich besser.", fügte ich grinsend hinzu.

"Ich weiß", sagte sie langgezogen, kam ihm so nahe, als wollte sie ihn küssen, wandte aber dann neckend den Kopf ab und wandte sich mit kritischem Blick den Kleidern zu "Die sind allesamt unpraktisch."

"Dann gehen wir eben in einen anderen Laden.",sagte ich. "Oder wir schauen noch in der Ecke da hinten nach."

"Dahinten ist nur Damenunterwäsche", bemerkte sie trocken.