Pausenhof

Ich schaute auf. Vor mir stand Chris und neben ihm ein weißhaariger Junge. Ich lächelte ihn ebenfalls an. " Was gibt's?", fragte ich Chris dann. Er zog mich kurz beiseite. "Also, der Junge heißt Cianan, er ist ein Begabter, hat ziemlicu dasselbe erlebt wie du und redet deswegen jetzt nicht mehr.", erklärte Chris, ich nickte. "Ich gehe zu Professor A um mit ihm über Cianan zu reden und du, unternimm derweil etwas mit ihm, ja?", fragte er und verschwand ohne meine Antwort abzuwarten. Ich ging wieder zu dem Weißhaarigen. "Hey, ich bin Joon.", sagte ich lächelnd.

Cianan



"Freut mich. Ich bin Cianan Sindri Abercorne..die meisten sagen einfach nur Cian" schrieb ich auf meinen Block und hielt ihm selbigen dann hin. Chris verschwand unterdessen, wahrscheinlich um wie er gesagt hatte mit diesem Professor zu reden. 

(sry das ich jetzt erst schreib...das liebe inet hatte gestern abend beschlossen mir die funkverbindung zu verweigern >.> )

"Schon klar...du solltest dann gehen, nicht dass du zu spät kommst...Und wenn was ist...du kannst mich ja immer erreichen." Sie sah Meggie fröhlich an. "Aber komm nicht zu spät wieder, okay?"

Nachdem Meggie gegangen war, schaute sie sich noch kurz um und ging dann in die Waschräume der Mädchen, duschte und machte sich danach auf den Weg in den Schlafsaal.

-->Schlafsaal der Mädchen, 2.Stock

"Klar, versprochen." meinte sie und machte sich dann auf den Weg in den Schlafsaal.

Meggie----> Schlafsaal der 5. Klasse, 1. Stock

"Freut mich.", sagte ich und holte mein Handy raus." Wenn es einfacher ist, kannst du auch auf mein Handy Nachrichten schicken.", sagte ich, da Chris mir noch kurz erklärt hat, worin seine Gabe besteht.

Cianan

Auf seinen Vorschlag hin schüttelte ich nur leicht den Kopf. "Ich krieg nur Zahlen hin...Binärcode oder Morsen" erklärte ich schriftlich. Sowas kam eben dabei raus wenn man sich nie wirklich mit seiner Gabe beschäftigte und ich hatte mich die ganzen Jahre über fast nie an Technik gewagt und war jeglicher Benutzung aus dem Weg gegangen, selbst wenn es mein Leben verbessert hätte.

"Dann machen wir es eben mit dem Block.", sagte ich.

Cianan



"Der tuts ja auch...hab mich die ganzen letzten 10 Jahre damit oder mit Gebärdensprache verständigt" Was gleichzeitig hieß das ich in dieser Zeit kein Wort gesprochen. Und das weniger aus Angst oder wegen einem Schock wie alle dachten, sondern aus meinen ganz persönlichen bindenden Gründen.

"Kann ich dich fragen, warum du nicht sprichst?", fragte ich. Es nicht pure Neugierde, denn mir war bewusst, dass er auf Fragen, die nur auf Neugierde beruhten, nicht antworten würde, denn bei mir war es nicht anders und wir ähnelten uns in vielen Sachen.

Cianan

Auf seine Frage hin warum ich nicht sprach zögerte eh ich eine Antwort schrieb. Es hatte bisher noch nie jemanden wirklich interessiert was ich selbst mir dabei dachte, stattdessen kamen alle immer gleich mit ihren Theorien von Schock, Trauma oder Sturheit...dabei war es nichts davon. Gut vielleicht hatte ich damals einen Schock und aufgrund schlechter Behandlung auch ein Trauma und ein gewisses Maß an Sturheit war auch dabei um 10 Jahre lang zu schweigen aber im Grunde war es etwas ganz einfach: "Ich hab es versprochen" antwortete ich.

"Verstehe ich, aber dann habe ich eine Bitte. Wenn du nicht reden willst, dann sag es Chris. Denn wenn er es nicht schafft, jemanden zu helfen, dann wird er immer selbst depressiv und fängt an sich Vorwürfe zu machen und das kann ich nicht dulden.",sagte ich und am Ende klang meine Stimme kälter,als ich beabsichtigte. Chris war der Einzige, der mir von meiner Familie blieb und ich hasste es, ihn leiden zu sehen.

Cianan



"Nein, ich will schon sprechen...werd ich auch irgendwann, liegt ja eigentlich allein an mir. Das ist ein bisschen komplizierter...ich habe Murthag versprochen still zu sein bis alles wieder gut ist, damals..." hier brach ich erstmal ab selbst nach all den Jahren konnte ich noch nicht darüber reden was genau den an dem Tag passiert war. "Nur bisher ist nichts gut" fuhr ich dann auf einer neuen Zeile fort.

"Willst du es vielleicht nicht doch erzählen? Als ich das erste Mal mit jemanden darüber gesprochen habe und dieser Jemand war nicht Chris, ging es mir besser, ich konnte es besser verkraften.",sagte ich.

Cianan



"Es war an einem eigentlich recht schönen Tag…Mutter war mit den Zwillingen im Garten und hat Blumen gepflanzt. Scathach, die ältere der beiden war auch begabt, sie hatte ein Händchen für Pflanzen und Aoife hätte sicher auch noch irgendwann eine Begabung entwickelt. Jedenfalls waren sie draußen während Vater im Arbeitszimmer war und ich mit Murtagh im Haus fangen gespielt habe… wir hatten Sommer und deswegen konnte ich nicht raus…weil ich so leicht Sonnenbrand kriege. Und dann hat Scat auf einmal gellend geschrien und Mutter kam mit Aoife aufm Arm rein und hat nach Vater gerufen und das wir uns verstecken sollten… das Murtagh mich verstecken sollte. Er zog mich dann in die Küche und steckte mich in den Lastenaufzug der von der Küche hoch ins Esszimmer führte. Der war gut in der Wand versteckt und auf halbe Höhe hochgezogen konnte ich durch Lücken zwischen den Brettern noch die Küche sehen, war aber selber nicht zu entdecken. Er hat dann noch einen Schrank vor die Öffnung gezogen und sich selber mit einem Messer bewaffnet, dabei war er doch erst 13 und hätte sich eher selber verstecken sollen. Und als er mich in den Lastenaufzug gesetzt hatte war alles was er sagte das ich still sein sollte bis alles wieder gut war. Es war das letzte was er je zu mir sagte. Gegen die Jäger hatte er keine Chance…sie haben einfach auf ihn eingestochen bis er tot war und selbst danach noch nicht aufgehört. Aoife hab ich nur Schreien gehört bis sie irgendwann still war…mein Vater hat sich anscheinend ziemlich gewehrt, sie…haben später seine Reste im ganzen Haus verteilt gefunden. Und meine Mutter hat man an den Küchentisch gefesselt und langsam zu Tode gefolterte…ich hab nicht geschrien und nicht geweint, sondern war still wie ich es Murtagh versprochen hatte. Bis alles wieder gut war. Nach einiger Zeit kam dann die Polizei, ich hatte es irgendwie geschafft ihnen eine Nachricht zu schicken auch wenn ich keine Ahnung habe wie ich das geschafft hab. Aber sie kamen zu spät…alles was sie tun konnten war die Jäger zu verjagen und mich raus zu holen. Bis heute hat keiner raus gefunden WER das eigentlich getan hatte. Und ich blieb still weil noch nicht alles gut war…es war auch nicht gut bei den ganzen Psychiatern die meinten sie wüssten was mit mir ist, nicht gegen Chris er ist…anders, oder als sie mich in die Taubstummenschule gesteckt hatten. Es war auch nicht gut als Onkel Donovan und Tante Talulla mich aufnahmen weil die glaubten das ich an der ganzen Sache schuld sei und meinten ihre eigenen Erziehungsmethoden anwenden zu müssen um mich zum Sprechen zu bewegen. Ich war weiter hin still…als ich wochenlang im Keller eingesperrt wurde, als ich umkippte weil er mir nichts zu essen geben wollte bis ich darum bat und auch als er mich ausversehen die Treppe runter schubste und mir den Arm brach. Oder als ich mir die Gehirnerschütterung einfing oder die Lungenentzündung letztes Weihnachten als ich die Feiertage über im Gartenschuppen schlafen musste…ich bin still geblieben und ich werde es auch bleiben bis es wieder gut ist." schrieb ich langsam auf meinen Block, riss dann die ganzen Seiten raus und reichte sie ihm. Er würde es verstehen, da war ich mir sicher.

(puh, geschafft)

Ich las mir seine Geschichte durch. "Wenn du auf die Schule kommst, dann wird alles besser werden und du wirst einen Grund finden, um wieder zusprechen.",sagte ich schließlich.

Cianan



"Wenn es klappt...hätte Onkel gewollt das ich auf eine Schule für Begabte gehe wäre ich wahrscheinlich schon längst hier gewesen und hätte nicht das letzte halbe Jahr im Keller verbracht..." meinte ich nur. Die Zettel hatte ich wieder an mich genommen und vorne in mein Buch hinein gelegt, Chris würde das sicher auch wissen wollen denn in meiner Akte stand über die Ereignisse nichts drin.

"Es wird klappen, ich bin mir sicher.",sagte ich lächelnd.

Cianan



"Ich würde gern hier zur Schule gehen...bisher kann ich ja noch nichts wirklich mit meiner Gabe machen. Gut ich kann mit Gedanken SMS und E-Mails schicken, Daten auslesen und komme theoretisch in jedes nicht zu sehr verschlüsseltes Computersystem rein aber das ist nicht viel...gut bin ich darin auch nicht." meinte ich und lenkte so das Thema von der Vergangenheit weg zu Begabung. Was mit ihm passiert war und warum er Berührungsängste hatte fragte ich nicht, viel es doch schon mir schwer genug überhaupt mit wem darüber zu reden.

"Ich bin Luftbändiger.",sagte ich grinsend. "Und du kannst ruhig fragen, wenn es dich interessiert.",fügte ich hinzu, als ich seinen Blick sah.

Cianan



"Klingt praktisch" schrieb ich zu seiner Aussage das er Luftbändiger war, zuckte darauf hin das ich ruhig fragen durfte aber nur leicht mit den Schultern. "Wenn du davon erzählen möchtest werd ich zuhören. Und wenn nicht... es gibt einen schönen Spruch nach dem ich praktisch lebe: Weil er schweigt sitzt der Falke auf der Hand des Königs. Weil sie singt sitzt die Nachtigall im Käfig"

"Es ist tatsächlich ein schöner Spruch.",sagte ich.

Cianan



"Und ein wahrer" fügte ich noch hinzu. "Was macht ihr heute so? Ist immer hin Weihnachten..." fragte ich dann, interessiert daran wie das Leben an der Schule hier so war.

"Es gibt einen Weihnachtsball.",sagte ich und schaute ihn kurz an. "Du warst ehrlich zu mir, also werde ich dir meine Geschichte auch erzählen.",fügte ich hinzu. "Es began alles vor ungefähr 12 Jahren, damals war mein jüngerer Bruder drei Jahre alt und ich fünf. Mein Vater verlor seine Arbeit und began zu trinken und nicht nur ein bisschen, nein, fast jeden Tag stand er unter einem Rausch. Es hat nicht lange gedauert und er übte Gewalt an meiner Mutter und uns Kindern aus. Wegen seiner Gabe konnten wir uns nicht wehren, da er durch pure Willenskraft unsere Gaben unterdrückte. Mit den Jahren wurde es aber schlimmer. Er fing an, mich zu missbrauchen, unter der Drohung, wenn ich es nicht bin, dann wird es mein Bruder sein und das wollte ich um jeden Preis verhindern. Seitdem habe ich Berührungsängste. Die Einzigen, die ich an mich ranließ waren meine Mutter und mein Bruder. So ging es weiter und es wurde in der Schule bekannt,dass ich Angst vor Berührungen habe, weswegen ich öfters von meinen Mitschülern terrorisiert wurde. Chris hat schon damals versucht, die Phobie zu heilen, aber ohne Erfolg, da ich sowohl zu Hause von meinem Vater missbraucht wurde, als auch in der Schule, wobei sie mich in der Schule nur absichtlich oft berührten. Vor ungefähr zwei Jahren passiert das Schlimmste. Mein Vater ermordete meine Mutter und meinen Bruder direkt vor meinen Augen, ich konnte sie nicht beschützen, da er wie immer meine Gabe unterdrückte, aber ich schaffte es von dort wegzukommen. Er wurde festgenommen und starb wenige Monate darauf im Gefängnis an einem Schlaganfall. Chris nahm mich bei sich auf und began von vorne mich zu heilen. Er hat es geschafft, dass ich nicht mehr auf indirekte Berührungen reagiere aber die Furcht vor direkten ist noch geblieben.", erzählte ich. "Seit dem ich hier auf der Schule bin, hat es sich zwar verbessert, aber dennoch reagiere ich auch direkte Berührungen, wenn auch nicht mehr so dramatisch wie früher, aber selbst das nur bei manchen Menschen.",fügte ich dann noch hinzu.

Cianan



"Scheint auch nicht gerade toll gewesen zu sein" war alles was ich dazu sagte. Irgendwelche Sprüche wie das tut mir aber leid oder o gott ist das schrecklich konnte er bestimmt genau so wenig erhören wie ich. "Eigentlich müsste ich gar nicht zu Chris...das ich nicht spreche liegt ja alleine an mir und ansonsten fehlt mir nichts wofür man einen Psychiater brauchen würde...aber wenn ich nicht hingehe fängt Donovan wieder mit seinen eigenen Therapiemethoden an und die sind recht unkonventionell. Ich bin froh wenn ich 18 bin und da weg kann, alles was die wollen ist mein Erbe"

"Ich bin mir sicher, dass Chris es hinkriegen wird, dass du auf die Schule kommst.",sagte ich und schaute ihn dann an.