Haus von Katharina, Wohnung von Leo und Fio

Fioretta:

Fio schaute sie nur böse an und sagte gereizt: "Sag am besten einfach danke und gib nach."

Nora:

Die Sucherin seufzte müde. "Fio...ich will einfach nur ein paar....ruhige Tage...ist das zu viel verlange? Einfach...Zeit zum Nachdenken und Planen..."

Fioretta:

"Genau das will ich auch. Und deshalb bleibst du hier. Komm, auf dem Sofa nachzudenken ist sicher bequemer als im Auto."

Nora:

"Du bist eine schreckliche Nervensäge, Fioretta. Aber wie ich dich kenne, wirfst du es mir sonst ewig vor, oder? Im Notfall als Unhöflichkeit."

Fioretta:

"Natürlich...oder dass du mich nicht magst und undankbar bist und eine Decke kriegst du auch nicht."

Nora:

"Hast du Kaffee da?", fragte sie dann geschlagen. Eigentlich war es bei ihr alte Gewohnheit Schnaps, Whiskey oder eine Zigarette zu genießen, wenn sie schlechte Laune hatte, doch sie wusste, dass sie alles drei vergessen konnte solange Fio in ihrer Nähe war. Sie hatte auch den leisen Verdacht, dass das einer der Gründe war, aus denen sie von Fio zum Bleiben gedrängt wurde. Fio traute ihr nicht, wenn es darum ging, auf sich selbst acht zu geben.

Fioretta:

"Natürlich doch..." Fio begann, eine Kanne Kaffe zu machen, und fragte dabei neugierig: "Habt ihr Schluss gemacht? We mit wem? Du mit ihm, nicht wahr? Oder hat er es nicht mehr ausgehalten?"

Nora:

"Weißt du...selbst wenn ich Liebeskummer seinetwegen hätte auch, wenn es keinen Grund dazu gibt, ist dein Umgang mit dem Thema nicht sehr taktvoll....", kommentierte die Schwarzhaarige und setzte sich. "Wir sind beide Aufsichtspersonen des heutigen Balls gewesen...und sind per Zufall auf das Thema gekommen. Er hat zugegeben, dass er es nicht immer schafft, es zu vermeiden und hat sich dann vom Acker gemacht um nachzusehen ob bei den Schülern alles in Ordnung war...ich bin dann gegangen und hab Joon gebeten, Chris auszurichten, dass ich ausziehe. Das ist alles, nichts weiter." Sie schmunzelte. "Kein Drama, kein gar nichts."

Fioretta:

"Wie langweilig...", maulte Fio leise, fügte dann aber hoffnungsvoll hinzu: "Aber vielleicht kommt ja noch was, wenn er weiß, dass du weg bist....weiß er, wo wir wohnen? Dann könnte er kommen und versuchen, dich zurückzugewinnen!"

Nora:

"Wieso sollte er?", fragte Nora irritiert. "Ich war nur seine Mitbewohnerin. Mehr nicht. Er hat das Haus jetzt wieder für sich, wieso sollte er daran etwas ändern wollen? Weil ich so ein angenehmer Mensch bin?" Sie lachte auf, dann fügte sie hinzu: "Und er weißt es nicht."

Fioretta:

"Och, Nora...jetzt wo du ausgezogen bist, kannst du ruhig zugeben, dass du nicht nur seine Mitbewohnerin warst...ich weiß es doch eh schon."

Nora:

Die Scharzhaarige hob ihre beiden Augenbrauen bis zum Anschlag. "Hast du eigentlich erwogen, erst mal mit Leo zu reden, bevor du mich hier einziehen lässt?", wechselte sie nun das Thema.

Fioretta:

"Leo wird schon nichts dagegen haben...das geht schon in Ordnung. Aber bleiben wir beim Thema."

Nora:

"Können wir das Thema für heute bitte Ruhen lassen?"

Fioretta:

"Na meinetwegen." Sie holte auch noch eine Tasse und goss Nora Kaffe ein. "Also...was hältst du von Jack?", fragte sie, tat drei Zuckerstücke in ihren Tee und rührte um.

Nora:

Nora stieg gerne in das neue Thema ein. "Er wirkt für mich wie ein Junge, der viel zu früh viel zu viel  Verantwirtung hatte, dem nicht gewachsen war und seine Fehler jetzt, wo es schon zu spät ist, bereut. Aber er gibt nicht auf das..fasziniert mich um ehrlich zu sein...in seinem Alter...in seiner Lage...ich weiß ehrlich nicht, ob ich noch weitermachen könnte....", gestand sie.

Fioretta:

"Ja, er ist sehr tapfer...", meinte Fio nachdenklich. "Und er kann nicht töten...ist das nicht unglaublich? Obwohl er von Superiors unterrichtet wurde..."

Nora:

Nora nickte.  "Da haben sie wohl auf ganzer Linie versagt...bei der Ausbildung, meine ich...aber es zeigt schon einiges...auf jeden Fall sollten wir ihn bei der Versammlung der Sucher vorerst nicht unbedingt erwähnen...er ist ja keine Gefahr...eigenrlich tut er mir schon fast leid..."
..

Fioretta:

"Aber was sollen wir mit ihm machen? Er kann nicht ewig in der Badewanne schlafen oder mit Leo im wohnzimmer....und was, wenn er erwachsen ist? Er hat keinen Abschluss, rein gar nichts...was sollte er da für einen Beruf bekommen?"

Nora:

"Das...ist eine gute Frage", stimmte sie zu. "Wir könnten ja mal sehen...was sich machen lässt....vielleicht  lässt sich die Direktorin überreden, dass sie ihn wieder zur  Schule gehen lässt....er darf zwar vermutlich nicht wieder einziehen, aber, wenn er wirklich weiter den Unterricht besuchen dürfte, wäre  das wohl das  kleinste Übel...wenn  es notwendig wäre, könnte man ihn ja sogar unter Beobachtung stellen...das wäre alles was man tun kann...es wäre nahezu  unmöglich, dass er unter diesen Umständen noch eine Gefahr darstellen könnte....und er ist ja kein schlechter Kerl...wenn man mit der Rektorin sprechen würde...wenn man es wagen würde ihn zu ihr zu bringen damit er sich erklären kann...sie ist kein Unmensch..."
Plötzlich spürte die Russin, wie das Handy in ihrer Tasche vibrierte und las schnell die Nachricht, die von niemand anderem stammte als von Chris.
Ich soll also nicht ausgehen? Ich soll bleiben?...sein Leben wäre innerhalb von Wochen vorbei, wenn ich noch länger bleiben würde...es ist so schon riskant genug. Er versteht es noch nicht...aber eines Tages wird es sehen, dass ich Recht hatte...eines Tages, wenn die Superiors besiegt...oder wir alle tot sind.

Fio:

"Hm...wie wärs wenn wir morgen mal zu ihr gehen? Oder am besten...jetzt gleich? wir haben doch sonst auch nichts zu tun..." Als Nora ihr Handy hervorholte, wartete Fio, bis sie zuende gelesen hatte, und fragte dann neugierig: "War das der Lehrer? Hat er dir seine Liebe gestanden und dich gebeten, zurückzukommen? Was wirst du jetzt machen? Hey, wenn wir sowieso zurück zur Schjule gehen, um mit der Rektorin zu sprechen, kannst du das mit ihm ja auch gleich klären! Hatte er nicht Aufsicht? Das ist ideal!", freute sie sich und zerrte Nora in Richtung des Flurs.

Nora:

Nora seufzte herzzerreißend. Sie hätte jetzt einfach alles weiter abstreiten können, aber dazu war sie einfach zu müde. "Hier", sagte sie nur, riss sich aus Fios Griff und reichte ihr ihr Handy mit Chris Nachricht. "Aber ich werde nicht zu ihm zurückgehen."

Fio:

"Och, wieso denn nicht? Ich meine, es ist nicht, dass ich dich loswerden will oder eure Beziehung so toll finde, aber wäre es nicht sinnvoll, das zumindets zu klären? So...von Angesicht zu Angesicht? Außerdem musst du mit zur Schule kommen. Biiiitte." Noras Handy stopfte sie unsanft in eine ihrer Jackentaschen und schlüpfte in ihre Ballerinas. "Komm schon, es wird spät!"

Nora:

"Ich hab ja nichts dagegen, mit der Rektorin zu sprechen. Aber ich möchte Chris nicht sehen. Es ist für uns beide besser. Vielleicht erkläre ich es irgendwann, aber lieber soll er mich hassen, weil ich mich nicht melde, als dass er sich noch irgendwelche Hoffnungen machte. Es hat keinen Zweck." Nora ging ihr einfach hinterher. "Und gib mir mein Handy zurück."

Fio:

"Okay", stimmte Fio ungewöhnlich friedlich zu und gab ihr das Handy zurück. "Dann machen wir uns lieber mal auf den Weg..." Leise vor sich hin summend stapfte sie durch den Schnee, sprach Nora jedoch nicht an und plapperte auch sonst nicht wie üblich vor sich hin. Nur ihre Augen blitzten fröhlich auf, wann immer ihr Blick auf die Sucherin neben ihr fiel.